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    Stuhlinkontinenz: Ursachen, Symptome und Tipps für die Pflege

    Pflegerin und älterer Patient bei Stuhlinkontinenz-Beratungsgespräch

    Eine Stuhlinkontinenz stellt Betroffene wie Pflegende vor Herausforderungen. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Ursachen ihr zugrunde liegen und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Ausserdem erhalten Sie Tipps, wie Sie als professionelle Fachkraft in einer Pflegeeinrichtung oder als pflegende*r Angehörige*r die Betreuung einer Person mit Stuhlinkontinenz gestalten können und welche Pflegeprodukte und Hilfsmittel Sie dabei unterstützen.

    Stuhlinkontinenz: Der Deutschen Kontinenz Gesellschaft zufolge sind hierzulande rund 5 Millionen Menschen davon betroffen. Wenn Sie einen Menschen betreuen, der mit Stuhlinkontinenz zu tun hat, ist es wichtig, das Thema behutsam anzusprechen. Die Scham wegen des Kontrollverlustes ist oft gross und kann zu Isolation und Rückzug führen. Deshalb ist der erste Schritt immer, das Thema verständnisvoll anzusprechen.

    Eine Stuhlinkontinenz tritt häufig im Alter auf. In vielen Fällen liegt neben einer Stuhlinkontinenz auch eine Harninkontinenz vor, was die Betroffenen zusätzlich belastet. Glücklicherweise gibt es sowohl für das eine als auch das andere vielversprechende Behandlungsmöglichkeiten.

    Was genau versteht man unter Stuhlinkontinenz?

    Bei einer Stuhlinkontinenz, auch Darminkontinenz genannt, handelt es sich um eine Darmschwäche, die nicht nur einmalig, sondern wiederholt oder über einen längeren Zeitraum hinweg auftritt. Bei einer Stuhlinkontinenz geht die Fähigkeit verloren, den Darm kontrolliert zu entleeren. Als Folge können Darmgase, Darmschleim oder Stuhl unkontrolliert entweichen, ohne dass die betroffene Person etwas dagegen tun kann.

    Abgesehen davon, dass eine Stuhlinkontinenz den betroffenen Menschen oft psychisch stark belastet, kann sie auch dermatologische Probleme verursachen. Ist die Haut nämlich länger dem Stuhl ausgesetzt, können in ihm enthaltene Enzyme sie beschädigen. Im ungünstigsten Fall kann das zu einer Inkontinenz-assoziierten Dermatitis führen. Deshalb ist die zeitnahe Entfernung des Stuhls immer wichtig.

    Stuhlinkontinenz – Symptome

    Zu Beginn äussert sich eine Stuhlinkontinenz darin, dass Betroffene den Abgang von Darmgasen nicht zurückhalten können. Häufig werden ausserdem Verschmutzungen der Unterwäsche beobachtet, die von unkontrolliert ausgetretenem Darmschleim oder Stuhl herrühren. Kann irgendwann flüssiger Stuhl nicht mehr zurückgehalten werden, spricht alles dafür, dass es sich um eine Stuhlinkontinenz handelt. Bei einer starken Ausprägung kann auch fester Stuhl nicht mehr zurückgehalten werden.

    Stuhlinkontinenz – unterschiedliche Schweregrade

    In Abhängigkeit von der Ausprägung und den Symptomen unterscheidet man bei Stuhlinkontinenz drei Schweregrade:

    • Bei Grad 1 findet ein unkontrollierter Abgang von Gasen und Darmschleim statt, was sich unter anderem durch leichte Verschmutzungen der Unterwäsche bemerkbar macht.
    • Bei Grad 2 entweichen unkontrolliert Gase und flüssiger Stuhl.
    • Von Grad 3 spricht man, wenn Betroffene sowohl flüssigen als auch festen Stuhl sowie Gase nicht mehr zurückhalten können.

    Stuhlinkontinenz – Ursachen

    Die Darmentleerung ist ein komplexer Vorgang, bei dem viele Faktoren zusammenspielen. So können auch die Ursachen für eine Stuhlinkontinenz sehr unterschiedlich sein. Die häufigsten sind:

    • Nervenstörungen
    • Schädigung des Schliessmuskels und/oder der Analschleimhaut
    • Darm-Motilitätsstörungen/Verstopfung
    • Beckenbodeninsuffizienz
    • Durchfallerkrankungen

    Nervenstörungen

    Erkrankungen wie Multiple Sklerose, senile Demenz oder ein Schlaganfall gehen oft mit starken Nervenstörungen einher. Sie haben zur Folge, dass Nervenimpulse über den aktuellen Füllstand des Darms entweder unzureichend oder gar nicht übertragen werden. Bei kognitiven Beeinträchtigungen kann es auch sein, dass sich Betroffene nicht mehr an den Weg zur Toilette erinnern oder das Bedürfnis nicht als solches erkennen.

    Schädigung des Schliessmuskels und/oder der Analschleimhaut

    Zu einer Schädigung des Schliessmuskelapparats kann es beispielsweise durch äussere Verletzungen, Tumore und operative Eingriffe kommen. Eine nachlassende Gewebeelastizität im Alter oder ein Dammriss während einer Geburt können ebenfalls die Ursache dafür sein, dass die Muskulatur geschwächt ist, die an der Stuhlspeicherung und -ausscheidung beteiligt ist. Bei Frauen gilt der Dammriss als eine der häufigsten Ursachen für eine Stuhlinkontinenz. Denn trotz Dammschnitt kann es bei einer Geburt zum Riss des Sphinkters kommen. Sichtbare Verletzungen werden zwar unmittelbar versorgt, doch ein Grossteil von ihnen verbirgt sich unter der Haut, wo sie häufig nicht sofort erkannt werden. Erst später treten sie dann als Schliessmuskelschwäche in Erscheinung.

    Darm-Motilitätsstörungen/Verstopfung

    Es gibt angeborene und erworbene Störungen der Bewegungsfähigkeit des Darms. Deutlich häufiger als eine angeborene (konstitutionelle) Anomalie sind Verstopfungen dafür verantwortlich, dass die Darmperistaltik gestört ist. Verstopfungen wiederum haben sehr häufig eine zu niedrige Flüssigkeitszufuhr als Ursache. Für eine ausgeglichene Darmfunktion braucht der Körper ungefähr 2 bis 2,5 Liter Flüssigkeit am Tag. Trinken Betroffene zu wenig, wird mehr Flüssigkeit im Dickdarm aufgenommen und der Stuhl dickt ein. Ob Ihr*e Patient*in oder Ihr*e Angehöriger*e genug trinkt, finden Sie am leichtesten heraus, indem Sie regelmässig die Farbe des Urins kontrollieren. Ist sie hell- bis mittelgelb, dann ist er oder sie ausreichend hydriert.

    Beckenbodeninsuffizienz

    Der Beckenboden ist ein komplexes Gebilde, ein straffer Verbund von Bindegewebe und Muskeln. Wenn die Straffheit des Gewebes nachlässt, kann er sich senken, was die Verschlussmechanismen von Blase und Darm schwächt. Nicht nur ältere Menschen können von einer Beckenbodenschwäche betroffen sein. Insbesondere bei Frauen, die Schwangerschaften erlebt haben und vaginale Geburten hatten, sowie bei übergewichtigen Menschen kann der Beckenboden durch die starke Beanspruchung geschwächt sein.

    Durchfallerkrankungen

    Dünnflüssiger Stuhl kann den Schliessmuskel überfordern. Er kann unter anderem von Nahrungsmittelunverträglichkeiten und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa verursacht werden. Bei Morbus Crohn neigt der Enddarm ausserdem zu Fistelbildungen, die den Schliessmuskel stark schädigen können.

    Unterstützende Pflege bei Stuhlinkontinenz

    Bei der Betreuung und Pflege eines Menschen mit Stuhlinkontinenz kann ein Toilettenplan unterstützen. Er hilft, mit der Inkontinenz umzugehen und sie so zu behandeln, dass möglichst keine Unfälle passieren und es dem betroffen Menschen langfristig gut geht. Wichtig für diesen Plan ist es, die Gründe zu kennen, die zu der Stuhlinkontinenz bei einem Menschen geführt haben. Ausserdem muss über folgende Punkte Klarheit geschaffen werden, um einen hilfreichen Plan aufzustellen:

    • Kann der betroffene Mensch allein auf die Toilette gehen und welche Betreuungsanforderungen ergeben sich daraus?
    • Wie oft wird zur Toilette gegangen, wie ist der Stuhl meistens beschaffen und sind die Intervalle und die Stuhlbeschaffenheit im Normbereich?
    • Welche Ess- und Trinkgewohnheiten hat die von Ihnen betreute Person und könnten diese ein Grund für Dehydrierung, Verstopfung oder Durchfall sein?
    • Wie geht es der Haut, ist sie angegriffen oder besonders dünn?
    • Nimmt Ihr Patient oder Ihr Angehöriger Medikamente, die sich auf die Darmtätigkeit auswirken können?
    • Welche anderen Faktoren gibt es, die sich auf den Stuhlgang und die Darmtätigkeit auswirken könnten, und was sieht der betroffene Mensch selbst als „normal“ bei Toilettengängen an.

    Der Plan fasst alle Informationen zusammen und legt die besten Handlungsmuster fest. Er sollte immer wieder angepasst werden, wenn sich etwas bei der pflegebedürftigen Person ändert. Es ist auch ratsam, einen Arzt oder eine Ärztin bei Fragen hinzuzuziehen, um den bestmöglichen Plan aufzustellen.

    Folgende Tipps sind hilfreich für alle, die bei der Umsetzung des Plans helfen und bei Toilettengängen assistieren:

    • Keine Toilettengänge aufschieben, um Verstopfung und unfreiwilligen Stuhlverlust zu vermeiden.
    • Eine gute Sitzposition, bei der die Füsse leicht erhöht auf einem niedrigen Hocker o. ä. aufgestellt sind, erleichtert die vollständige Darmentleerung.
    • Die Haut sollte sauber und trocken gehalten werden. Reinigen und trocknen Sie daher die Haut am Hintern und im Intimbereich sorgfältig, und zwar nach dem Stuhlgang und wenn Sie Inkontinenzprodukte wechseln.
    • Verwenden Sie ein Pflegeprodukt, das nicht abgespült werden muss, z. B. die TENA ProSkin Wash Cream. Sie reinigt, spendet Feuchtigkeit und ist für die empfindliche Haut im Intimbereich geeignet.
    • Um die Haut zu schonen, sollten Sie sie immer trockentupfen, nicht reiben.
    • Verwenden Sie luftdurchlässige Hilfsmittel mit weichen Oberflächen.
    • Sollte es Hautstellen geben, die schon angegriffen sind, sollten Sie sie mit einer dünnen Schicht Barrierecreme wie der TENA ProSkin Barrier Cream vor Urin, Stuhl und Schweiss schützen, um eine weitere Irritation der Haut zu vermeiden.

    Stuhlinkontinenz – Therapie

    Für eine erfolgreiche Behandlung einer Stuhlinkontinenz ist es besonders wichtig, die genauen Ursachen beziehungsweise Grunderkrankungen zu ermitteln und diese gezielt zu behandeln. Hierfür steht eine Reihe von Behandlungsansätzen zur Verfügung:

    • Beckenbodentraining
    • Regulierung des Stuhlgangs
    • Biofeedback, Elektrostimulation, Radiofrequenztherapie
    • Nervenstimulation
    • Operativer Eingriff

    Beckenbodentraining

    Gezielte Beckenbodenübungen können dabei helfen, eine Stuhlinkontinenz (ähnlich wie eine Harninkontinenz) nicht nur zu lindern, sondern ihr auch vorzubeugen. Bei regelmässiger Ausführung werden die Muskeln gestärkt, die den Verschliessvorgang von Blase und Darm kontrollieren.

    Regulierung des Stuhlgangs

    Bei der Behandlung einer Stuhlkontinenz ist es entscheidend, dass der Stuhl weder zu weich noch zu fest ist und der Stuhlgang regelmässig erfolgt. In diesem Zusammenhang spielt die Ernährung eine wichtige Rolle. Manchen Betroffenen verschafft eine behutsame Umstellung auf eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung bereits spürbar Linderung. Ballaststoffe erhöhen das Stuhlvolumen und tragen dazu bei, dass Speicherung und Entleerung des Stuhls kontrollierter erfolgen. Betroffene sollten zudem unbedingt darauf achten, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen und sich ausreichend zu bewegen, soweit es ihnen möglich ist. Lebensmittel, die den Darm reizen, darunter Alkohol, Kaffee und blähende Speisen, sollten stark reduziert oder sogar ganz vermieden werden.

    Biofeedback, Elektrostimulation, Radiofrequenztherapie

    Betroffenen fällt es mitunter schwer, den Beckenboden und insbesondere die Spannung des Schliessmuskels bewusst wahrzunehmen – was jedoch erforderlich ist, um erfolgreich Beckenbodentraining durchzuführen. In diesem Fall kann ein Biofeedbackgerät beim Üben helfen. Dabei handelt es sich um einen kleinen Ballon, der im Analbereich platziert wird und bewusst zusammengedrückt werden muss.

    Auch eine Elektrostimulation kann eine Stärkung des Schliessmuskels unterstützen. Dabei wird der Schliessmuskel mittels Reizstrom passiv angespannt. Bei der Radiofrequenztherapie erfolgt die Hilfestellung dagegen direkt im Darm. Hierbei wird unter Einsatz eines Endoskops das Darmgewebe mittels Radiofrequenzenergie gestrafft. Diese Behandlung erfolgt vor allem bei Menschen mit einer starken Stuhlinkontinenz.

    Nervenstimulation

    Die sakrale Nervenstimulation wird dann angewendet, wenn die Stuhlinkontinenz durch Nervenschäden im Beckenbereich hervorgerufen wird. Dem Betroffenen wird ein kleiner Schrittmacher ins Gesäss implantiert, der leichte elektrische Impulse an die Nerven abgibt, die Darm und Blase steuern. Diese Methode ist in der Regel nicht nur bei einer Darminkontinenz, sondern auch bei einer Harninkontinenz erfolgreich. In diesem Zusammenhang spricht man auch von einem Darm- bzw. Blasenschrittmacher.

    Operativer Eingriff

    Wenn die beschriebenen Methoden nicht zum Erfolg führten, kann der Schliessmuskel durch eine Operation repariert oder sogar durch Einsetzen eines Implantats rekonstruiert werden. Auch ein künstlicher Darmausgang (Stoma) kommt infrage, wenn andere Therapien nicht gewünschten Erfolg haben.

    Hilfsmittel für den Alltag mit Stuhlinkontinenz

    Die richtigen Hilfsmittel können bei der Pflege eines Menschen mit Darminkontinenz einen grossen Unterschied machen. Sie bieten einerseits den Betroffenen selbst mehr Sicherheit und damit mehr Lebensqualität. Aber auch Ihnen erleichtern sie den Pflegealltag, weil seltener Stuhl austritt und Sie Ihre Patienten oder Ihren*e Angehörigen*e seltener waschen müssen.

    Die Inkontinenzprodukte von TENA sind in erster Linie darauf ausgelegt, Urin aufzufangen und zu absorbieren. In eingeschränktem Umfang lassen sie sich aber auch bei leichten Formen von Stuhlkontinenz einsetzen. Hier sind vor allem die TENA Night Produkte zu nennen wie die TENA ProSkin Pants Night Super. Diese Einweghosen für die Nacht zeichnen sich durch mehr Saugstärke im hinteren Bereich aus und bieten dadurch Auslaufschutz im Liegen. Geeignet sind auch Pants mit höher geschnittenem Rückenteil, wie es bei der TENA Comfort Maxi der Fall ist.

    Zusammenfassung: So erleichtern Sie Betroffenen den Umgang mit Stuhlinkontinenz

    Eine Stuhlinkontinenz lässt sich in vielen Fällen gut behandeln, sofern die Ursachen erkannt und die richtigen Behandlungsmethoden gewählt werden. In vielen Fällen ist es hilfreich, einen Toilettenplan aufzustellen, der auf die Fähigkeiten und Bedürfnisse der pflegebedürftigen Person zugeschnitten ist. Er erleichtert Pflege und Behandlung und kann sicherstellen, dass der betroffene Mensch immer Unterstützung beim Toilettengang bekommt, dass er oder sie ausreichend trinkt und regelmässig zur Toilette geht. Geeignete Inkontinenzhilfsmittel erhöhen die Lebensqualität Ihres Patienten oder Ihres Angehörigen und erleichtern Ihnen die Pflegearbeit.

    Quellen:
     
    https://www.kontinenz-gesellschaft.de/fileadmin/user_content/startseite/patienten/krankheiten_therapien/stuhlinkontinenz/DKG_Stuhlink_05-14.pdf
    https://www.medi-center.de/inkontinenz/was-ist-das/stuhlinkontinenz/
    https://www.coloplast.at/details/details-kontinenz/ursachen-von-stuhlinkontinenz/
    https://www.pflege.de/krankheiten/inkontinenz/stuhlinkontinenz/
    https://www.special-harninkontinenz.de/formen/galerie-waffen-gegen-stuhlinkontinenz-id157379.html