Frischer Urin riecht eher neutral, wenn man genug trinkt (ca. eineinhalb bis zwei Liter am Tag) und seine Blase regelmäßig leert. Aber manchmal riecht auch frischer Urin streng, und dies kann verschiedene Gründe haben. Wenn Sie bemerken, dass der Urin eines Menschen, den Sie betreuen, anders oder strenger riecht, sollten Sie diesem Symptom deshalb Aufmerksamkeit schenken.
Urin wurde lange genutzt, um Krankheiten zu diagnostizieren und Hinweise darauf zu geben, dass etwas im Körper nicht richtig läuft. Neben der Farbe kann auch der Geruch des Urins auf eine gute Gesundheit oder eine Krankheit hinweisen. Uringeruch kann verschieden beschrieben werden. Zum Beispiel kann Harn süßlich oder nach Fisch, Ammoniak oder Alkohol riechen.
Was führt zu einem starken oder seltsamen Uringeruch?
Es gibt verschiedene Gründe, warum Urin unangenehm oder intensiver riechen kann. Unten sind einige Beispiele aufgeführt, die zu starkem Uringeruch führen könnten.
Essen und Medikamente können den Uringeruch beeinflussen
Der Uringeruch hängt stark davon ab, was wir essen. Durch scharfes Essen kann der Urin stärker riechen, wohingegen Spargel, Kaffee und Knoblauch zum Beispiel für einen markanteren Geruch sorgen. Medikamente wie Penicillin können den Uringeruch ebenfalls beeinflussen. Diese Veränderungen sind aber alle harmlos. Der Geruch verschwindet, sobald das Essen oder das Medikament den Körper verlässt. Überlegen Sie deshalb, was die von Ihnen betreute Person zuletzt gegessen hat oder ob sie seit kurzem andere Medikamente nimmt. Fragen Sie direkt nach, wenn Sie nicht sicher wissen, ob vielleicht eine Tasse Kaffee oder Ähnliches in ihrer Abwesenheit getrunken wurde, um alle möglichen Quellen für die Geruchsänderung zu kennen.
Dehydrierung kann starken Uringeruch auslösen
Wenn man nicht genug trinkt, ist der Urin konzentrierter – das spiegelt sich in der Farbe und im Geruch wider. Wenn der Urin dunkel ist und stark riecht, kann das auf eine Dehydrierung hinweisen. Hochkonzentrierter Urin, der durch mangelnde Flüssigkeitsaufnahme ausgelöst wurde, riecht oft streng. Wenn Urin zu konzentriert ist, irritiert dies die Blasenschleimhaut. Dies kann zu starkem Harndrang führen, welcher sich durch häufigen Toilettengang bemerkbar macht.
Zustände wie Fieber, Nierenkrankheiten, Durchfall und Erbrechen können zur Dehydrierung führen. Jeder kann dehydrieren, allerdings sind bestimmte Personengruppen öfter betroffen, zum Beispiel kleine Kinder, ältere Menschen und Personen mit chronischen Krankheiten. Sollten Sie Dehydrierung bei dem Menschen, den Sie umsorgen, vermuten, müssen Sie handeln. Stellen Sie sicher, dass die Person immer genügend Flüssigkeit zu sich nimmt, indem Sie oft Wasser anbieten und auch über die Wichtigkeit einer ausreichenden Flüssigkeitsaufnahme mit ihr sprechen.
Bakterien im Urin
Dunkler, trüber Urin, der stark riecht, kann mit den Symptomen einer Harnwegsinfektion, auch asymptomatische Bakteriurie (siehe unten) genannt, verwechselt werden.
Interessant zu wissen ist in diesem Zusammenhang, dass Wissenschaftler vor nicht zu langer Zeit herausfanden, dass die Harnwege eine eigene Mikroflora besitzen. Daher haben die meisten Menschen eine kleine Menge an Bakterien in ihrem Urin. Das ist normal und sorgt nicht für Unwohlsein. In der Wissenschaft wird weiter geforscht, wie sich diese Flora zusammensetzt, ob sie stabil ist und ob sie dabei helfen kann, Infektionen, die durch andere, unerwünschte Bakterien entstehen, zu bekämpfen.
Wenn der Urin riecht, kann dies auf eine Harnwegsinfektion hindeuten
Unerwünschte Bakterien können in die Harnwege gelangen und eine Infektion wie ein Harnwegsinfektion oder Zystitis verursachen. Dies wird oft von Escherichia coli Bakterien ausgelöst, die natürlicherweise im Darm vorkommen und manchmal in die Harnröhre gelangen und von dort aus in die Harnwege wandern. Bei Frauen kommt eine Harnwegsinfektion oder Blasenentzündung öfter vor, da deren Harnröhre kürzer ist und sich näher am Anus befindet. Neben Bakterien können auch Viren oder Pilze eine Infektion auslösen. Die eindringenden Bakterien gedeihen im Urin, vermehren sich schnell und lösen eine Infektion aus, die zu unangenehmem Uringeruch führen kann.
Symptome einer Harnwegsinfektion oder Zystitis sind unter anderem:
- Schmerzen oder Brennen beim Urinieren
- Vermehrter und verstärkter Harndrang
- Blutspuren im Urin
- Dunkler, trüber oder stark riechender Urin
Einige dieser Symptome kann niemand riechen, sondern nur der von Ihnen betreute Mensch fühlen. Seien sie deshalb besonders achtsam, wenn Sie beim Urinieren assistieren oder fragen Sie nach, wenn Sie den Eindruck haben, dass Schmerzen oder Ähnliches empfunden, aber nicht geäußert werden.
Uringeruch, der durch eine asymptomatische Bakteriurie ausgelöst wird
Es ist ebenfalls möglich, dass sich große Mengen an Bakterien unterschiedlicher Art in den Harnwegen befinden, die nicht sehr gefährlich sind und keine weiteren Probleme verursachen, außer einem unangenehmen Uringeruch. Das nennt man dann asymptomatische Bakteriurie (ASB) oder „freundliche“ Bakterien. Diese Bakterien treten bei älteren Menschen, Frauen und bei Personen mit Diabetes oder mit Kathetern häufiger auf. Die Bakterien werden dann meistens nicht mit Antibiotika behandelt – oft schon deshalb, weil die Behandlung mit Antibiotika bei veränderter Flora dazu führen könnte, dass andere Bakterien gedeihen, die dann noch schwerer zu bekämpfen sind.
Diabetes und der Uringeruch
Bei Menschen, die Diabetes haben oder deren Blutzucker zu hoch ist, führen die Nieren überflüssigen Zucker über den Urin ab. Daher riecht der Urin süßlich. Weitere Symptome für hohen Blutzucker sind ein verstärktes Durstgefühl und häufiges Urinieren. Wenn der Mensch, den Sie betreuen, Symptome zeigt, die auf hohen Blutzucker hindeuten, sollten Sie einen Arzt oder eine Ärztin kontaktieren. Besonders, wenn noch kein Diabetes bekannt ist.